Abdullah Ibrahim

Abdullah Ibrahim

Piano Konzert

Er ist eine Legende des Jazz – und das nicht nur, weil er mit anderen Legenden wie Duke Ellington, John Coltrane, Ornette Coleman oder Don Cherry zusammenarbeitete. Nein: Abdullah Ibrahim, der 1934 als Adolphe Johannes Brand in Kapstadt geboren wurde und unter dem Namen Dollar Brand ab 1949 als Berufsmusiker bekannt wurde, ist ein lebendes Buch der zerrissenen Geschichte des 20. Jahrhunderts. „Seine Musik drehte sich auf den Plattentellern in den Townships, als er bereits des Landes verwiesen war. Und er spielte Klavier, als Nelson Mandela in das Amt des Präsidenten eingeführt wurde. Abdullah Ibrahims Musik spiegelt Südafrika als Himmel und Hölle, aber auch die Abgründe der Seele und die hochfliegenden Hoffnungen“, schrieb der Jazz-Experte Bert Noglik in einem Porträt zum 70. Geburtstag. In der ZEIT ließ Maxi Sickert zwei Jahre später den Pianisten mit einer Geschichte zu Wort kommen, die Eingang in Reihe der Musiker-Anekdoten gefunden hat: „Wir fahren ins Mount Nelson Hotel, das beste Hotel der Stadt. Er genießt es, durch das Eingangsportal zu fahren, ein gern gesehener Gast. ,Früher‘, erzählt er, ,durften wir nicht in dieses Hotel. Und wenn, dann nur, um zu bedienen oder zu spielen.‘ Einmal habe er hier gespielt und eine reiche weiße Frau sei zu ihm gekommen und hätte ihn gebeten, auf ihrer Party zu spielen. Als sie fragte, wieviel er verlangen würde, sagte er, tausend Dollar. Sie stimmte zu, ihre einzige Bedingung war, die Musiker dürften sich nicht unter ihre weißen Gäste mischen. In diesem Fall, gab Abdullah Ibrahim zurück, würde er es umsonst machen.“ Drei Jahre, nachdem Dollar Brand dem Apartheid-Staat den Rücken gekehrt hatte und in Europa hauptsächlich in der Schweiz und in Dänemark spielte, entdeckte ihn 1965 Duke Ellington. Ein Triumph auf dem „Newport Jazz Festival“ sollte seine Eintrittskarte in die erste Liga des Jazz sein. In den 1970er und 1980er Jahren war er die Integrations- und Kulminationsfigur für afrikanischen Jazz schlechthin. Die Abschaffung der Apartheid war darum für ihn ein Befreiungsschlag: Denn Abdullah Ibrahim ist auch Musikerzieher. In Kapstadt gründete er das „M7 Center“, mit dem der Pianist ähnlich der Ausbildung zu den sieben freien Künsten im Mittelalter einen ganzheitlichen Ansatz vertritt: „Jazz ist die höchste Form der Musik in der Geschichte des Planeten, eine universale Sprache, die von jedem Menschen verstanden wird. Jazzmusiker sind die Avantgarde dieser Welt.“

Hagen Kunze

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